am 25. Juni 2020 als digitales Format per Videokonferenz
Am 25. Juni 2020 fand das Innenstadt-Gespräch zum Thema „Entwicklung der innerstädtischen Gastronomiekonzepte“ aufgrund der Corona-Pandemie erstmals als Digitalformat per Videokonferenz statt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung in der Gastronomiebranche, unter anderem auch in Bezug auf die Corona-Pandemie, war es das Ziel, mit Fachleuten und Akteuren aus Politik und Verwaltung über neue Strategien und Lösungsansätze zu diskutieren, welche diese Branche fördern und zukunftsfähig machen können.
Der Geschäftsführer des Netzwerk Innenstadt NRW, Jens Imorde, begrüßte die rund 70 Teilnehmer*innen. Er führte in das Thema des Abends ein und stellt den Referenten Herrn Prof. Dr. Franz von der Universität Osnabrück sowie die Fachleute Frau Raffelsieper, Gründerin & Direktorin des Food Entrepreneurs Club sowie Herrn Postert, Kompetenzfeldmanager der IHK Mittleres Ruhrgebiet, vor. Im Hinblick der derzeit vielfachen Nutzung von digitalen Formaten regt er zudem an, diese auch für die Zeit nach Corona im Auge zu behalten, um einen Mehrwert dieser besonderen Umstände für die Zukunft zu schaffen.
Im darauffolgenden Impulsreferat stellte Prof. Dr. Martin Franz, Leiter des Instituts für Geographie der Universität Osnabrück, ein Projekt vor, in dem die Entwicklung der innerstädtischen Gastronomie in den letzten 10 Jahren sowie in Bezug auf die Corona-Pandemie analysiert wurde und in Teilen auch die Corona-Pandemie miteinbezieht. Insgesamt lässt sich eine deutliche Abnahme an Gastronomiebetrieben in den deutschen Städten feststellen. Hier sind insbesondere Restaurants und Schankwirtschaften zu nennen. Ursachen, so erläuterte er, seien vor allem der höhere Platzbedarf der Kunden, mangelnde Innovationsfähigkeit der Betriebe, Personalmangel und Investitionsstau. Imbissstuben und Cafés hingegen nehmen immer mehr zu, genauso wie Systemgastronomie. Weiter betonte er, wie wichtig eine gut aufgestellte Gastronomie-Branche für die Innenstädte ist. Die Bedeutung liegt u. a. in der Füllung von leerstehenden Immobilien, der Steigerung der innerstädtischen Aufenthaltsqualität, der Anziehungskraft für touristische Angebote, der Bereitstellung von Arbeitsplätzen, der Gewerbesteuereinnahme für die Kommune und der Schaffung von Synergieeffekten für Einzelhändler und Dienstleister in der Innenstadt. Das Thema der Gastronomie-Entwicklung in Zeiten von Corona diskutierte Prof. Dr. Franz in seinem Vortrag ebenfalls. Das Ergebnis der Durchführung qualitativer und quantitativer Interviews zeige deutlich, wie sehr die Gastronom*innen von der Pandemie betroffen sind. Dabei sind vor allem langfristige Auswirkungen durch höhere Hygienevorschriften, weniger Kunden und damit geringere Erträge und fehlendes Investitionskaptal mögliche, ausschlaggebende Faktoren für viele Schließungen. Er betont, dass dies insbesondere auf die Innenstädte und deren Attraktivität, Identifikation und Image, Auswirkungen haben wird und hier somit dringender Handlungsbedarf bestehe.
In der anschließenden Diskussion nahmen neben Herrn Prof. Dr. Franz auch Frau Stefanie Raffelsieper, Gründerin & Direktorin des Food Entrepreneurs Club und Herrn Stefan Postert, Kompetenzfeldmanager der IHK Mittleres Ruhrgebiet, teil. Diskutiert wurde hier zunächst vor allem über innovative Gastronomiekonzepte, wie beispielsweise das Aufziehen von Streetfood-Festivals und Genehmigungen von Foodtrucks. Frau Raffelsieper betonte, dass vor allem durch solche Konzepte, die es schnell umzusetzen gilt, eine Belebung der Innenstadt mit einer gelichzeitigen Unterstützung der Gastronomen erreicht werde könne. Herr Postert ergänzt, dass viele Kommunen vor allem strategisch als auch konzeptionell nicht auf die derzeitige Situation eingestellt seien und es den Gastronom*innen, die für viele Innenstädte systemrelevant sind, an kommunaler Unterstützung fehle. In der weiteren Diskussion kamen ebenso Impulse von anderen Kommunen zum Tragen. Hier ging es unter anderem um Projekte und Initiativen, die bereits zugunsten der innerstädtischen Gastronom*innen umgesetzt wurden oder in Planung sind. Zu nennen ist hier beispielsweise eine geplante Image-Kampagne der Stadt Coesfeld. Hier soll unter dem Motto „Coesfeld überrascht“ das Ziel, Gastronomie und Handel zu unterstützen, verfolgt werden. Mit verschiedenen „spontanen“, nicht vorher angekündigten Angeboten, wie zum Beispiel Liveacts, Pop-Up-Events und Gutscheinaktionen, soll hier ein Angebot von Coesfeldern für Coesfelder geschaffen und damit die Neugierde für die Innenstadt geweckt werden. Ein weiterer Vorschlag war die Einrichtung von Co-Working-Spaces als Arbeitsplatz in gastronomischen Betrieben als alternativer Arbeitsplatz zu Büro und Home-Office. Auch das Thema von Lockerungen der Kommune in Bezug auf Außenflächen der Betriebe kam immer wieder ins Gespräch.
Abschließend lässt sich unterstreichen, dass allen Teilnehmer*innen die Sicherung der innerstädtischen Gastronomiebetriebe sehr am Herzen liegt und diese einen bedeutenden Anteil an der Belebung und Attraktivität der Innenstadt beitragen. Zudem sei es wichtig, diese, insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie, zu unterstützen.
Sollten Sie Interesse an den Präsentationsfolien von Herrn Prof. Dr. Franz haben, so schreiben Sie uns unter info@innenstadt-nrw.de gerne eine E-Mail. Wir werden Ihnen diese dann zukommen lassen.