ExLab: Digitale Zwillinge

Rückblick - Digitale Zwillinge in der Stadtentwicklung

 

Wann? 28. März 2023, 8:30 – 10:30 Uhr
Wo? Online

Die Veranstaltung zu Digitalen Zwillingen in der Stadtentwicklung aus der ExLab-Reihe hat großen Zuspruch im Netzwerk Innenstadt NRW gefunden. Bereits anhand der Zahl von 67 Teilnehmer*innen wurde deutlich, dass es sich um ein aufstrebendes Themenfeld handelt, welches auch in den Stadtverwaltungen auf großes Interesse stößt. Aufgrund der Tatsache, dass die Stadtentwicklung noch einen relativ neuen Anwendungsbereich von Digitalen Zwillingen darstellt und sich erst vereinzelte Projekte in der Umsetzung befinden, ist der Bedarf nach Austausch groß. Es handelt sich um einen sehr abstrakten Begriff ohne einheitliches Verständnis, für den ganz unterschiedliche Definitionsansätze vorliegen. 

Aus diesem Grund hat Herrn Dominik Magin vom Fraunhofer IESE die Online-Veranstaltung mit einem Einblick in den aktuellen Forschungsstand sowie einem Überblick zu den vielfältigen Einsatzgebieten von Digitalen Zwillingen im Kontext Smart City begonnen. Wie eine erfolgreiche Umsetzung gelingen kann und welche Erfahrungen auf dem Weg dorthin bereits gesammelt wurden, haben die beiden Kommunen Bedburg und Memmingen aufgezeigt. Dabei standen insbesondere die konkreten Anwendungsfälle der Zwillinge im Vordergrund. 

Herr Torsten Stamm hat den verwaltungsinternen Digitalen Zwilling der Stadt Bedburg und dessen Funktionsweise in einer Live-Anwendung präsentiert. In Bedburg liegen die Einsatzgebiete u.a. im Bereich Verkehrsplanung, in der Bauleitplanung, im kommunalen Ordnungsdienst und hinsichtlich des Katastrophenschutzes auch bei der Feuerwehr. Die neuen Möglichkeiten durch das digitale Modell Vermessungen durchzuführen, städtebauliche Situationen von geplanten Vorhaben zu beurteilen oder infrastrukturelle Mängel festzustellen sparen wertvolle personelle und zeitliche Ressourcen ein. 

Aus der Stadt Memmingen war Herr Christian Hohner der Veranstaltung zugeschaltet, der den Digitalen Zwilling aus seiner Stadt vorgestellt hat. Dieser basiert auf einem texturierten 3D-Modell und richtet sich durch einen jeweils eingeschränkten Zugang in unterschiedlicher inhaltlicher Tiefe an den Stadtrat, die Verwaltung sowie die Bevölkerung. In einer engen Verknüpfung zum LoRaWAN-Netzwerk innerhalb der Innenstadt sind Daten zu Temperatur, Bodenfeuchte und Feinstaub, Fußgängerfrequenzen oder der Parkplatzauslastung im Digitalen Zwilling integriert.  

Inhalte der anschließenden Diskussion waren unter anderem die unterschiedlichen Methoden zum Aufbau der Datengrundlagen, etwa in Form einer Befahrung oder Überfliegung der Stadt und die jeweiligen Vorteile der entstehenden Modelle. Dabei wurden auch die finanziellen Aufwände sowohl im Aufbau als auch der Pflege des Digitalen Zwillings aufgegriffen. Die unterschiedlichen Modelle sowie die Herangehensweise im Aufbau sollten jedoch individuell innerhalb der Kommune abgewogen werden und hängen stark von den jeweiligen Anforderungen an einen Digitalen Zwilling ab. 

Die Einsatzgebiete von Digitalen Zwillingen sind enorm vielfältig, das wurde sowohl an den vorgestellten Praxisbeispielen als auch bei der Diskussion weiterer potenzieller Anwendungsfälle deutlich. Dabei wude auch eine automatisierte Objekterkennung (z.B. Verkehrszeichenerkennung) aufgegriffen, zu der das Fraunhofer IPM und die Universität Wuppertal aktuell forschen. 

Zum Anschluss wurde festgehalten, dass Digitale Zwillinge in ihrer heutigen Entwicklungsstufe Mitarbeiter*innen (zumindest noch) nicht ersetzen können. Die Auswertung der erhobenen Daten und Information und die gezielte Reaktion darauf erfordert weiterhin menschliches Handeln. Von einer vollständig automatisierten Reaktion auf bidirektional gerichtete Echtzeit-Daten unter Einbindung künstlicher Intelligenz sind wir in der konkreten Anwendung noch weit entfernt. Es bleibt spannend zu beobachten, wo die Reise in Zukunft hingehen wird. 


Hinweis: Das „ExLab“ ist als wiederkehrendes Austausch- und Experimentierformat für digitale Anwendungen im Kontext von Stadtentwicklungsprozessen geplant. Der nächste Termin findet voraussichtlich am 30. Mai 2023 statt. Haben Sie Interesse an einem bestimmten digitalen Tool? Oder nutzen Sie bereits ein besonderes digitales Tool, welches Sie als besonders gewinnbringend für Ihre Arbeit empfinden? Dann melden Sie sich bitte bei uns, wir freuen uns über jegliche Anregungen auf Ihre Bedarfe und nehmen diese gerne in künftige Ausgaben des ExLab auf. Geben Sie uns gerne einen Hinweis unter sandscheiper@innenstadt-nrw.de.