Campusuniversitäten

Nach der Auftaktveranstaltung „Innenstadtuniversitäten“ am 19. August 2020, folgte am 04. November 2020 der zweite Termin des Erfahrungsaustausch „Universitäten und Innenstadtentwicklung“ mit Fokus auf den Universitätstypus der „Campusuniversitäten“.

Mit einem Rückblick auf die Entstehungshistorie der Campusuniversitäten in NRW eröffnete Frau Dr. Ilka Mecklenbrauck (Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung, Fakultät Raumplanung, Technische Universität Dortmund) den Erfahrungsaustausch. Ihr Impulsvortrag zum Thema „Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Universitätsstandorte der 1960er- und 1970er Jahre in Nordrhein-Westfalen“ betonte die gesellschaftliche Entwicklung zur Wissensgesellschaft und den damit verbundenen Bedeutungsgewinn der Institution Universität. Gleichzeitig zeigte sie anhand der Beispiele Bielefeld, Bochum und Siegen auch auf, welche baulichen, standortbezogenen und strategischen Herausforderungen sich Campusuniversitäten aktuell präsentieren und mit welchen Maßnahmen diesen begegnet werden kann.

In ihrer zweiten Funktion als Projektleiterin im Amt für Stadtplanung und Wohnen der Stadt Bochum stellte Frau Dr. Mecklenbrauck anschließend die aktuellen Entwicklungen im Rahmen der wissensbasierten Stadtentwicklung in Bochum dar. Als Teil der Wissensregion Ruhr bestehen bereits seit 2009 Masterpläne zur Verbindung von Universität und Stadt, die sich auf strategischer Ebene auch im Netzwerk UniverCity widerspiegeln. Räumlich konzentriert sich die Wissenschaftsstadt auf eine dreipolige Strategie: die Innenstadt, unter anderem mit dem Haus des Wissens, das Projekt Mark 51°7 auf dem ehemaligen Opelgelände sowie den Campus Bochum. Die aktuelle Erarbeitung des Rahmenplans Campus Bochum durch Hosoya Schäfer Architects (Zürich, CH) soll für eine stärkere Verzahnung des Campus mit der Stadt sorgen und ein zusammenhängendes, urbanes und leistungsfähiges Wissensquartier schaffen. Zentrale Inhalte sind dabei die Verbindung einzelner Nutzungen, die Entwicklung bestehender Flächen, der Ausbau der internen und externen Mobilität sowie die Freiraumgestaltung.

In einem zweigeteilten Vortrag präsentierten Herr Ulf Richter (Kanzler, Universität Siegen) und Frau Marlene Krippendorf (Abteilungsleiterin Stadtentwicklung, -planung, Liegenschaften, Stadt Siegen) die Zweistandortstrategie der Universität Siegen. Von besonderer Bedeutung für beide Akteure ist das Projekt „Uni (kommt) in die Stadt“. Neben dem Einzug in das Untere Schloss sind in den vergangenen Monaten einzelne Gebäude bzw. Räumlichkeiten für die universitäre Nutzung gekauft bzw. angemietet worden. Im Rahmen des Masterplans Unteres Schloss sollen nun zwei architektonisch unterschiedliche Campi in der Innenstadt entstehen. Der Masterplan wurde durch das Büro Machleidt aus Berlin erstellt.

© zimmytws, Adobe Stock

Anders als in anderen Städten fungiert die Universität hier als Bauherr. Die Überbrückung topographischer Hindernisse sowie die Öffnung gegenüber bestehenden städtischen und natürlichen Strukturen steht dabei im Vordergrund.

In der abschließenden Diskussion führte der Austausch mit den Teilnehmer*innen zu einem Gespräch über die Themen Eigentumsverhältnisse, Mobilität sowie die stadtplanerische Herausforderung, eine Nutzungsmischung im Bereich der Universität zu ermöglichen. Hier bietet die Kategorie des urbanen Gebiets einen möglichen Lösungsansatz, in Zukunft Nutzungsinseln zu verhindern und den Leuchtturm Universität besser in das Stadtbild einzubinden. Wie bei der Auftaktveranstaltung wurde auch hier noch einmal die Notwendigkeit der Kommunikation und Bürgerbeteiligung betont.

Als Fazit des Erfahrungsaustausches steht die Erkenntnis, dass es momentan zu einer „Neuerfindung der Institution Universität“ kommt, die in Form von „Wissensquartieren“ immer stärker in den Fokus der Stadtentwicklung und -planung rückt. Dabei betonten die Referent*innen, dass die Universität nicht als alleiniger Heilsbringer anzusehen ist, sondern als Teil einer integrierten Stadtentwicklung verstanden werden muss.