Die diesjährige Tagung Innenstadt des Netzwerk Innenstadt NRW hat am 4. und 5. April 2022 in der Stadthalle Unna stattgefunden. Die bereits 13. Tagung Innenstadt wurde als hybride Veranstaltung zusätzlich per Live-Stream ausgestrahlt. Unter der bewährten Moderation des langjährigen WDR-Moderators Tom Hegermann nahmen an den beiden Tagen jeweils etwa 150 Teilnehmer*innen vor Ort an der Veranstaltung teil. Im Livestream verfolgten zusätzlich ca. 450 Menschen am ersten Tag und ca. 600 Menschen am zweiten Tag die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Motto „Resiliente Innenstadt“ stand.
Welche Bedeutung kann einer resilienten Perspektive auf die Innenstadtentwicklung zukommen? Wie kann sie zwischen den Ansprüchen von Erhaltung und Erneuerung gedacht werden? Wo liegen die Spielräume für Transformationen? Und nicht zuletzt: Wie sieht sie eigentlich aus, die „resiliente“ Innenstadt?
Fragen, denen sich auch Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen in ihrem Grußwort „Resiliente Innenstadtentwicklung: Perspektiven für die Zukunft“ widmete, das den Morgen des zweiten Tagungstages eröffnete.
Am Abend des ersten Tagungstages verabschiedeten die Teilnehmer*innen Hartmut Hoferichter, den Stadtdirektor a. D. der Stadt Solingen und langjährigen Stellvertretenden Vorsitzenden des Netzwerk Innenstadt NRW. Hoferichter hatte seit 2009 entscheidenden Anteil an der Gründung und am Aufbau des Netzwerks.
Deutlich wurde im Rahmen der Tagung vor allem, dass Resilienz ein Begriff ist, der aktuell im Wesentlichen in der wissenschaftlichen Betrachtung diskutiert wird. Für eine stärkere Nutzung im Kontext der Verwaltungsarbeit gilt es, den Begriff handhabbar und konkreter zu machen und auch für die Bürger*innen kommunizierbar zu machen. Neben Flexibilität und Offenheit in der Stadtentwicklung muss dabei auch das Experimentieren deutlicher gestärkt werden.
Mindestens zwei Perspektiven sollten im Sinne einer resilienten Stadtentwicklung eingenommen werden: Einerseits die kurzfristigen Maßnahmen, die akut angegangen werden können und beschleunigt vorangetrieben werden sollten. Andererseits braucht es aber auch den mittel- bis langfristigen Blick: Konzeptionen, größere Ideen und Vorstellungen der eigenen Stadtzukunft, zur Versorgung, Mobilität, Stadtgestaltung etc.
In diesem Sinne wurden den Teilnehmer*innen eine ganze Reihe von Praxisbeispiele vorgestellt und dessen Bedeutung im Kontext resilienter Entwicklung diskutiert: Welche neuen Kooperationsräume und Aufenthaltsqualitäten in der Innenstadt werden benötigt? Können digitale Tools, neue Akteurskonstellationen oder experimentelle Projekte die Funktionalität, Ressourcenkreisläufe oder Qualitäten unserer Innenstädte optimieren? Wie bewegen wir uns in der Innenstadt fort, wie kommen wir dorthin und welche kreativen Impulse müssen für die Zukunft gesetzt werden?
Und letztlich muss ebenfalls der Diskurs über die teils gegenläufigen Erwartungen an Innenstadt – zwischen Transformationsdruck und Erhalt des historischen und kulturellen Erbes – weitergeführt werden. Eine allgemeine Antwort darauf wird es wohl nicht geben, die Frage muss immer wieder anhand konkreter Fälle abgewogen werden, sowohl fachlich als auch emotional: Wofür steht unsere Innenstadt? Was macht sie einzigartig? Fragen, in denen sich zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine integriert gedachte, zukunftsfähige und resiliente Innenstadtentwicklung finden.
Fotos: © Ralf Emmerich, Münster