Am 11./12. April 2018 fand in Paderborn die neunte Tagung Innenstadt unter dem Titel „Wasser in der Stadt - zwischen Flut und Erlebnis“ statt. Die Tagung leistete in diesem Jahr einen Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 (EYCH). Die Tagung griff ein Thema auf, das den Blick zurück auf die Entstehungsgeschichte europäischer Städte warf, deren Siedlungsgeschichte an den Ufern von Wasserläufen begann.
Wasser als Grundlage allen Lebens zählt seit jeher zur Daseinsvorsorge der Städte und hatte immer eine wichtige Bedeutung in der Stadtentwicklung. Die Jahrzehnte, in denen das Element eher unbeachtet und oft unterirdisch durch unsere Städte floss, sind gezählt. Die Städte haben das Element und die Ressource in vieler Hinsicht neu entdeckt. Historische Wasserstrukturen werden freigelegt, energetisch genutzt, umgestaltet, in Szene gesetzt und erlebbar gemacht. Vielerorts bereichern Wasserläufe das Stadtbild und werten das baukulturelle Erbe durch eine bessere Aufenthaltsqualität auf.
Aber die Städte müssen sich zunehmend auch mit häufiger wiederkehrenden Starkregen und Hochwasserereignissen auseinandersetzen, die u. a. Auswirkungen des Klimawandels sind. Sie stehen vor der Herausforderung mit den Gefahren durch Wasser besser umzugehen, um zum einen ihr baukulturelles Erbe zu schützen und zum anderen das urbane Leben nicht zu gefährden. Deshalb ist im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung eine integrierte Betrachtungsweise des Themenfeldes Wasser erforderlich, genauso wie die lokale und überregionale Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Wassermanagement. Aufgabe der Stadtplanung ist, das Element und die Ressource von vornherein mitzudenken, blaue und grüne Freiräume stärker miteinander zu vernetzen und resiliente Strukturen zu schaffen.
Ziel der Tagung war, Konzepte, Beispiele, Lösungsansätze und Maßnahmen zu diskutieren, die sich die Ressource Wasser stadtökologisch sowie gestalterisch für Innenstädte nachhaltig zu Nutze machen.
Der erste Tag startete mit einem Impuls des Stadtsoziologen Drs. Hans Hoorn aus Maastricht. Es folgten Exkursionen nach Rheda-Wiedenbrück und Lippstadt, Lemgo und Bad Salzuflen, Bad Karlshafen und Paderborn. Am zweiten Tag wurde die Tagung seitens der zuständigen Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, eröffnet. Verschiedene Impulse der geladenen Fachexpertinnen und Experten beleuchteten das Thema "Wasser in der Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei wurden zweit inhaltliche Schwerpunkte vertieft:
I. Wasserfluten: Wege zu resilienten Innenstädten
Zunehmende Starkregen- und Hochwasserereignisse machen integrierte Wassermanagementkonzepte und eine wasserorientierte Stadtplanung erforderlich. In den Innenstädten sind künftig bei der Stadterneuerung und beim Stadtumbau Maßnahmen zur Starkregenvorsorge, zum präventiven Hochwasserschutz und zum Hochwasserrisikomanagement zu berücksichtigen, die neue Chancen für die Nutzung der Ressource Wasser bieten können.
II. Wasser erleben: Neue Qualitäten für Innenstädte
Plätze mit Wasser, Uferpromenaden und Wasserspielplätze zeichnen sich durch einen hohen Freizeitwert aus und sind willkommene Naherholungs- und Aufenthaltsräume in urbanen Strukturen. Wasserfl ächen wirken im Sommer kühlend und beeinfl ussen somit das Stadtklima positiv. Bei der Gestaltung urbaner Stadträume mit Wasserarchitektur rücken zudem die Regenwassernutzung sowie die Energie-, Kälte- und Wärmegewinnung in den Fokus.
Fotos: © Ralf Emmerich, Münster