Auf Initiative vom Hawerkamp 31 e. V., Münster Marketing und Netzwerk Innenstadt NRW und mit Unterstützung des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW fand am 20. Mai 2016 das Symposium „Experimentierräume“ in den Räumen des Hawerkamp in Münster statt. Ziel der Veranstaltung war die Auseinandersetzung mit städtischen Räumen, die für kreative und experimentelle Nutzungen freigehalten werden und eine Diskussion zwischen kreativer Szene, Stadtplanung, Kreativwirtschaft und Politik anzuregen.
In seiner Begrüßung betonte Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, die Notwendigkeit von Freiräumen. Städte werden umso attraktiver, je heterogener und vielfältiger sie sind, weshalb man den Mut haben sollte, auch alternative Ideen in den Städten zuzulassen. Karl Jasper vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr griff diesen Punkt auf und betonte die Vorreiterrolle von NRW, welche es zulässt, dass auch bürgerschaftlich getragene Projekte Zugriff auf Städtebaufördermittel haben können. Er wies darauf hin, dass es bei der Veranstaltung um die Bandbreite zwischen „eine Stadt duldet“ und „eine Stadt plant“ gehen wird und verdeutlichte dies an den Vorgehensweisen der Stadt Münster beim Kreativkai und beim Hawerkamp. Jens Imorde vom Netzwerk Innenstadt NRW berichtete daraufhin, dass die Möglichkeit, Freiräume zuzulassen, oft gar nicht bedacht wird, da die geplante Ansiedlung von Handel und/oder Kultur meist im Mittelpunkt steht.
In der inhaltlichen Einführung des Symposiums beschrieb Dr. Martin Schwegmann, Actors of Urban Change, die zu beachtenden Aspekte für eine nachhaltige und partizipative Stadtentwicklung durch Kultur und einen damit verbundenen systemischen Wandel. Dabei rückte er vor Allem die transsektorale Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft/Kulturszene, Verwaltung und Wirtschaft in den Mittelpunkt und sprach sich für neue Wege der Kooperation aus. Die Rolle der Stadt liegt hier insbesondere bei der Schaffung eines Rahmens, in dem Möglichkeitsräume und Schnittstellen zur Schaffung von transsektoralen Netzwerken entstehen. Dr. Bastian Lange konzentrierte sich in seinem Vortrag hingegen auf die wachsende Bedeutung der Kreativwirtschaft für die „MakerCity“ – die Stadt von Morgen. Diese zeichnet sich durch neue Formen der Produktion aus, in der Kleinstproduktionen und neuen Austauschbeziehungen eine besondere Rolle zukommt.
Den ersten Erfahrungsbericht zur Einführung in die Workshops stellte Henry Beierlorzer, Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH, aus Krefeld vor. Bei dem Projekt der Montag-Stiftung geht es um die Entwicklung einer Immobilie zum Motor eines ganzen Quartiers. Das Besondere dabei: Im Austausch für niedrige Mietpreise muss der Gemeinschaft die persönliche Kompetenz und Initiative zur Verfügung gestellt werden. Dadurch finanziert die Immobilie dauerhaft das Gemeinwesen im Stadtteil. Aus dem Essener Kreativquartier City Nord.Essen berichtete Andreas Bomheuer, Beigeordneter der Stadt Essen und Geschäftsbereichsvorstand für Kultur, Integration und Sport. Hier wurden die vorhandenen Leerstände als Chance begriffen, um in Kooperation von Kunst, Kreativwirtschaft und Stadtplanung ein Quartier zu entwickeln, in dem sich kreative Projekte, Netzwerke und Räume verdichten.
Als abschließender Erfahrungsbericht führten Frauke Schnell vom Kulturamt Münster und Carsten Peters vom Hawerkamp 31 e. V. ein Gespräch über die Entwicklung des Hawerkamp, das eingeführte Modell der Selbstverwaltung und die Kooperationen der Stadt Münster mit dem Hawerkamp. Stadt, Verein und Künstler profitieren gegenseitig von dieser Zusammenarbeit durch z. B. Förderung verschiedener Vorhaben, Unterstützung bei Veranstaltungsformaten, Begleitung von Prozessen oder der Bereitstellung von Räumen am Hawerkamp für Ausstellungen etc.
Nach der Mittagspause leitete der Münsteraner Performance- und Aktionskünstler Stephan Us mit dem Thema „Löcher in der Stadt“ zu den Workshops über. Die von ihm erläuterten Zusammenhänge zwischen Löchern in der Stadt, der Beschäftigung mit dem Nichts und dem Kopf als Experimentierraum zeigten eine erfrischende Perspektive auf, wie städtische Räume gedacht werden können und was es braucht, um Experimentierräume freizuhalten: nämlich die Offenheit Aller gegenüber dem Spiel zwischen Unordnung und Ordnung, Verunsicherung und Sicherheit.
[Den Text „Löcher in der Stadt“ von Stephan Us finden Sie hier.]
In den darauf folgenden Workshops diskutierten Vertreter verschiedener kultureller Selbstverwaltungsmodelle, Planer, Kulturschaffende und Interessierte über (dauerhafte) Zwischennutzungen, über kommunikative Prozesse und über Unplanbarkeiten im Zusammenhang mit experimentellen Räumen in den Städten. Die Ergebnisse wurden anschließend dem Publikum durch die Moderatoren der Workshops in einem Interview mit der Moderatorin Dr. Wiebke Borgers präsentiert.
[Die Ergebnisse der Workshops finden Sie in der Dokumentation der Veranstaltung. Diese finden hier.]
Zum Abschluss der Veranstaltung lud der Hawerkamp 31 e. V. zu einem Rundgang ein. Der Rundgang führte die Teilnehmer über das Gelände des Hawerkamp, in Ateliers und Büros vor Ort und endete in der Ausstellungshalle bei einem Ausklang.
Begrüßung und Auftakt
Einführung: Kreative Räume und Experimentierfelder
Erfahrungsberichte zur Einstimmung in die Workshops
Workshops
Interview: Experimentierräume