Rückblick PlaceLab

„Einfach machen? – Zwischennutzung als Instrument der Bestandsentwicklung“ Reihe „Bestandsentwicklung“


Wann: 20.09.2023 von 10:00 bis 16:00 Uhr
Wo: Essen

Welche Nutzungen sind realisierbar? Wie sieht ein möglicher Zwischennutzungsprozess in der Praxis aus und was bedarf es hierfür in der Planung? Wie gewinnt man interessierte Akteure? Was kann passieren, bevor das Objekt langfristig entwickelt wird? Welche Chancen und Herausforderungen bieten Zwischennutzungen für die Bestandsentwicklung in der Innenstadt? Lohnt es sich?

Am 20. September 2023 fand das PlaceLab zum Thema „Einfach machen? – Zwischennutzung als Instrument der Bestandsentwicklung“ in Essen statt. Hierzu begrüßten das Team des Netzwerk Innenstadt NRW, Christiane Marks, Marisela Soto Salas und Lisa Vogt, sowie Martin Schlegel, Abteilungsleitung - Generelle Planung der Stadt Essen 10 Teilnehmer*innen im Deutschlandhaus, mitten in der Innenstadt. Als letzte Veranstaltung der Themenreihe „Bestandsentwicklung“ war es das Ziel, anhand eines konkreten Gebäudebeispiels in Essen zu überlegen, inwiefern eine Bestandsentwicklung mit Hilfe von Zwischennutzungen vorangebracht werden könnte und wie sich solch ein Prozess umsetzen ließe.

In der Ausgestaltung verfolgte das Format PlaceLab einen teils experimentellen Ansatz, um zunächst die subjektive Wahrnehmung des Ortes in der Innenstadt zu schärfen. Nach einem kurzen Input von Martin Schlegel über die Immobilie und Essens aktuelle Herausforderung mit dem Leerstand, machten sich die Teilnehmenden auf den Weg, um die Umgebung mit allen Sinnen zu erkunden. So achteten die Teilnehmenden darauf, was sie an den vier Stationen sehen, hören und riechen konnten. In einem kleinen Handout notierten Sie ihre Erfahrungen und Beobachtungen. Folgende Orte wurden besucht:

  • Hirschlandplatz
  • Willy-Brandt-Platz
  • Theaterplatz
  • Kennedyplatz

Nach dem Stadtrundgang bekamen die Teilnehmenden die Gelegenheit mehr über die Immobilie und dessen technischen Herausforderungen zu erfahren und konnten sich bei einem geführten Rundgang, angeleitet durch Frank Skowronek, Immobilienwirtschaft Essen, und Marc Schulz, Verwaltungshausmeister, einen Eindruck von der leerstehenden Großimmobilie verschaffen. Während des Rundgangs durch die verschiedenen Räume und Etagen entstanden erste Ideen und Eindrücke über die Möglichkeiten neuer Nutzungen.

Im Anschluss an die Besichtigung versammelten sich die Teilnehmenden im Deutschlandhaus, wo Oliver Hasemann, ZwischenZeitZentrale Bremen, einen Einblick über die verschiedenen Wege und Möglichkeiten, eine Zwischennutzung in unterschiedlichen Arten von Räumlichkeiten zu initiieren, gab. Seiner Ansicht und Erfahrung nach, ist die vorübergehende Nutzung eines Raums oder Ortes das ideale Mittel, um Potenziale zu entdecken und zu experimentieren. Dies ist, laut Hasemann, jedoch eine komplexe Aufgabe, da sie viel und niedrigschwellige Beteiligung verschiedener Akteure und Multiplikator*innen erfordert, um die richtigen Ausgangsbedingungen zu schaffen. Auch die Erstellung von innovativen Businessplänen sind wichtig.

Anschließend sammelten und diskutierten die Teilnehmenden die Ergebnisse aus der ersten Übung, die während des Stadtrundgangs durchgeführt wurde. In der Diskussion stellte sich sowohl heraus, welche Gemeinsamkeiten die Teilnehmenden in ihrer Beobachtung hatten, zum anderen wurde aber auch deutlich, wie unterschiedlich die subjektive Wahrnehmung von Räumen und damit die verschiedenen Bedürfnisse sein können. Dieses Ergebnis veranschaulichte, wie wichtig es ist, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen, um ein vollständiges Bild des untersuchten Raumes zu erhalten sowie entsprechende Bedarfe mitzudenken. Mit Berücksichtigung der Einbettung des Gebäudes in der Innenstadt, hat die Immobilie sehr viele Potentiale und Herausforderungen für eine zukünftige Entwicklung – sowohl auf der Mikroebene des Gebäudes als auch auf der Mesoebene der Innenstadt.

In der folgenden Phase diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam an der Entwicklung neuer Ideen für eine kurz-, mittel- und langfristige Nutzung des Gebäudes. Die vielen Ideen und Überlegungen, die gesammelt wurden, führten zu zahlreichen Fragen und Anregungen, die den Schwerpunkt der Diskussion bildeten. Um Zwischennutzung zu ermöglichen, braucht es passende Rahmenbedingungen. Es braucht eine transparente Umgangsweise mit dem Leerstand und eine dafür zuständige Person, die das Thema Leerstand und Zwischennutzung betreut. Laut Hasemann, sind kleinteilige Nutzungen oft kontraproduktiv, denn diese bedeuten oft einen finanziellen als auch einen hohen ökologischen Aufwand, vor allem in Großimmobilien. Darüber hinaus wurde erkannt, dass ein weiterer Grund, warum Läden und Immobilien lange Zeit leer stehen, der derzeitige Personalmangel ist. Es wurde jedoch auch festgestellt, dass es besser ist, etwas zu tun, auch wenn es nur um die Bespielung der Schaufenster geht. Durch die Kennzeichnung kreativer Nutzungen kann auch möglicher Vandalismus bekämpft werden, der die Situation nur verschlimmern könnte. Es braucht Leuchtturmprojekte, die überzeugen und potentielle „Verbündete“ anlockt. Um interessierte aktive Akteure zu mobilisieren, empfiehlt es sich, Netzwerke zu initiieren und/oder zu aktivieren und Aufrufe zu starten

Christiane Marks beendete die Veranstaltung anschließend mit einem Hinweis auf die anstehenden Veranstaltungen des Netzwerk Innenstadt NRW.