Digitaler Netzwerkaustausch

„Weiterentwicklung von Beteiligungsstrukturen“

 

Wann? 20. Mai 2021
Wo? online

Am 20. Mai 2021 veranstaltete das Netzwerk Innenstadt NRW einen digitalen Netzwerkaustausch zum Thema „Weiterentwicklung von Beteiligungsstrukturen“. Bürger*innenbeteiligung ist ein fester Bestandteil der Stadtentwicklung. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation – aktuell verstärkt durch die Pandemie – gewinnen digitale Beteiligungsformate zunehmend an Bedeutung. Damit einhergehend eröffnen sich zahlreiche Fragestellungen in Bezug auf die Gestaltung der lokalen Beteiligungskultur: Welche Formate eignen sich für welche Prozesse? Welche (neuen) Aufgaben resultieren für die ausführenden Akteur*innen?

Einleitend hielt Herr Dr. Volker Mittendorf vom Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung der Bergischen Universität Wuppertal einen Impulsvortrag über aktuelle Entwicklungen im Bereich Beteiligungsstrukturen. Er betonte, dass sich Partizipationsbedürfnisse und -formen durch die Loslösung von parteipolitischer Bindung sowie das Erstarken der sozialen Medien verändert habe. Letztere böten einen anonymen, häufig emotional aufgeladenen Raum zur Meinungsentladung. Der Einsatz digitaler Beteiligungsformate, etwa die Verwendung von Videokonferenzsystemen, sei bis vor einigen Jahren noch eine Ausnahme gewesen. Die Pandemie habe entsprechende Prozesse beschleunigt. Herausforderungen bezüglich der Umsetzung digitaler Bürger*innenbeteiligung bestehen laut Herrn Dr. Mittendorf in der nutzerseitigen Kontinuität der Beteiligung sowie der Wertschätzung seitens Politik und Verwaltung, indem eine entsprechend sichtbare Aufbereitung erfolge. Er stellte weiterhin ein kooperatives Beteiligungsverfahren vor, welches Bürger*innen lokal per Zufallsauswahl einbindet.

Frau Dr. Ulrice Blanc, die bei Münster Marketing die Initiative „Gutes Morgen Münster“ begleitet hat, eine Initiative des Zukunftsprozesses Münster, präsentierte einen Beteiligungsprozess aus der Praxis: In Kooperation mit zwei Münsteraner Schulen nutzen Kinder und Jugendliche für zwei Modellprojekte der Stadtplanung die App Stadtsache als digitales Werkzeug, um ihre Ideen und Wünsche zu illustrieren. Eines der Projekte konzentrierte sich etwa auf das Thema „Vielfalt im Stadtquartier“. Mit der App können die jungen Menschen ihre Umgebung erkunden, Fotos, Töne und Videos sammeln und verorten, Wege aufzeichnen und Dinge kommentieren. Dabei können bestimmte Fragestellungen im Fokus stehen. Auch die Ergebnisse lassen sich bestimmten Aufgaben und Aktionen zuordnen und dadurch mit anderen Nutzer*innen der App teilen. So entsteht nach und nach eine Karte, die Kinder und Jugendliche als Stadtexpert*innen sichtbar macht. Frau Dr. Blanc berichtete, dass ausgehend ihrer Sozialisation mit digitalen Medien den jungen Anwender*innen die Nutzung des Tools leichtfiel. Sie betonte aber auch, dass es bei Beteiligungsprozessen mit Kindern und Jugendlichen sehr wichtig sei, eine zielgruppenspezifische Er- und Aufklärung seitens der Politik und Verwaltung durchzuführen, warum bestimmte Ergebnisse und Ideen aufgegriffen, aber andere nicht umgesetzt werden können.

Der offene Austausch hatte v.a. die Umsetzungsgestaltung digitaler Beteiligungsprozesse zum Gegenstand: Ausgelöst durch die Pandemie muss eine schnelle Umstellung bzw. Einarbeitung in das Themenfeld erfolgen, damit planungsrechtlich notwenige Verfahren fortgeführt werden können. Dazu benötigt es verwaltungsintern personelle Kompetenzen und Leitlinien. Eine Abfrage der Teilnehmer*innen via Slido, einem digitalen Abfragetool, hat ergeben, dass aus Sicht der Befragten etwa die Aspekte Datenschutz sowie Sicherstellung der Erreichbarkeit bestimmter Zielgruppen, beispielsweise älterer Bürger*innen, Herausforderungen in Bezug auf die Gestaltung digitaler Beteiligungsformate darstellen. Digitale Beteiligung löst einen hohen Ressourcenbedarf aus, denn Rückmeldungen müssen ausgewertet und kommuniziert werden – eine kontinuierlich notwendige Aufgabe der Stadtverwaltung. Bleibt dieser Prozessschritt aus, kann dies hohe Frustrationen auf Seiten der beteiligten Bürger*innen auslösen. Diese unabdingbaren (Personal-)Leistungen gilt es ebenso finanziell mit zu berücksichtigen. Einige Teilnehmer*innen sprachen sich dafür aus, besser vorhandene Strukturen zu nutzen und weiterzuentwickeln, anstatt neue kostenintensive Softwarelösungen einzukaufen.


Sollten Sie Interesse an den Präsentationsfolien von Herrn Dr. Mittendorf haben, so schreiben Sie uns gerne eine E-Mail unter info@innenstadt-nrw.de. Wir lassen Ihnen diese dann zukommen.