Digitaler Netzwerkaustausch

„Die gesunde Innenstadt“

 

Wann? 26. April 2022
Wo? online

Am 26. April 2022 veranstaltete das Netzwerk Innenstadt einen digitalen Netzwerkaustausch zum Thema „die gesunde Innenstadt“. Im Vordergrund stand die Frage: Was macht eine Innenstadt gesund bzw. ungesund und was können Planer*innen tun, um dies weiter zu fördern?

Das städtische Lebensumfeld hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Urbanisierung, die zunehmenden Auswirkungen des globalen Klimawandels und die aktuelle sowie zukünftige Pandemien, liegt es in unseren Händen die gesunde Zukunft unserer Städte zu sichern. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Städte ihre Stadtentwicklungsstrategien anpassen, um nicht nur die Gesundheit ihrer eigenen Bürger*innen zu berücksichtigen, sondern auch Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Dies ist jedoch kein einfacher Prozess, da er die Beteiligung verschiedener Interessengruppen mit unterschiedlichen Werten und Vorstellungen zu diesem Thema erfordert.

Einleitend hielt Herr Dr. Thomas Claßen vom Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen einen Impulsvortrag darüber, wie gesundheitsfördernde Kommunen erfolgreich gestaltet und geplant werden können. Er begann seine Präsentation mit der Feststellung, dass unsere Gesundheit und Lebensqualität von zahlreichen und vielfältigen Faktoren beeinflusst sei. Die meisten Faktoren finden sich sogar außerhalb des Gesundheitssektors. Er betonte, dass um mehr Gesundheit in der Kommune zu fördern, eine strategische Gesamtplanung nötig sei. Alle Sektoren der Stadtverwaltung seien in der Verantwortung, das Thema Gesundheit als Querschnittsthema anzuerkennen. So sollten die unterschiedlichen Gesundheitsaspekte und -auswirkungen in allen Maßnahmen, Strategien und Politikbereichen berücksichtigt werden. Die räumliche Planung gilt als zentrales Bindeglied zur Realisierung gesundheitsfördernder Planung in den Kommunen. Um den Prozess besser zu begleiten und zu ermöglichen, stellte er drei unterschiedliche Werkzeuge vor. Den Fachplan ‚Gesundheit‘, eine Art Wegweiser/Handbuch integrierter Konzepte mit dem Fokus langfristiger Strategieentwicklung und Maßnahmenplanung. Hierbei sind Kooperationen zwischen den verschiedenen Fachbereichen und Akteuren entscheidend. Den Leitfaden ‚Gesunde Stadt‘ (Healthy Urban Development Checklist), ein systematisches Instrument für Stadtentwicklung, welches sich an 10 intersektoralen Themenfeldern orientiert. Zuletzt der ‚StadtRaumMonitor‘, ein partizipatives Tool zur Bewertung von Gemeinden und Stadteilen anhand von 15 Kategorien. Anschließend stellte er fest, dass um eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung Realität werden zu lassen, u.a. eine weitere Sensibilisierung und Qualifizierung für das Thema auf kommunalpolitischen Ebenen von großer Bedeutung sei. Genauso wie die Implementierung von integrierten Ansätzen.

 

Herr Sascha Terörde Leiter des Zukunfts- und Strategiebüros der Stadt Bocholt präsentierte das Projekt „Atmendes Bocholt 2030+“, ein Projekt welches Teil des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“ ist und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2015 veranstaltet wird. Die Besonderheit des Projekts liegt auf dem Fokus Bürgerbeteiligung und Gesundheitsförderung. Das Projekt gewann durch die Pandemie eine noch größere Bedeutung, wodurch die fokussierten Themen weiter gestärkt wurden. Neben diversen Maßnahmen in der Innenstadt, stellte Sascha Terörde das Umgestaltungsprojekt an der „Weberstraße“ vor, bei dem durch Neukodierung einer alten Grünanlage ein generationenübergreifender Park entstanden ist.“ Er betonte die Wichtigkeit, die gesamte Stadt zu beteiligen, um die Meinung der gesamten Bevölkerung zu erhalten, anstatt nur auf das Interesse der anliegenden Anwohner*innen zu fokussieren. Obwohl das Thema Gesundheit eine zentrale Rolle spielte, wurde durch die Bürgerbeteiligung gezeigt, dass es nicht nur um die physische Gesundheit geht, sondern auch um die psychische. Einfache Maßnahmen wie Spielplätze für Alt und Jung und eine offene Gestaltung der Grünfläche (anstatt diese als Barriere zu nutzen), schafft es unterschiedliche Generationen zusammenzubringen. Solche sozialen Kontakte fördern die positive psychische Gesundheit der Menschen.  

In der anschließenden Diskussion wurde u. a. die Frage gestellt, was in den Kommunen passieren müsse, um eine gesundheitsfördernde Stadtentwicklung weiterzuentwickeln und voranzubringen. Als eine weitere Idee, um solche Prozesse in den öffentlichen Raum zu bringen und die Bürger*innen zu aktivieren, wurden beispielhaft temporäre Umnutzungsmaßnahmen thematisiert. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass die bebaute Welt ebenso einen großen Einfluss auf unsere Psyche hat. Dies wird z.B. in dem Forschungsbereich der Neurourbanistik behandelt und erforscht. Das interdisziplinäre Forum der Neurourbanistik hat hierzu sogar eine Charta für gesunde Städte aufgestellt. Abschließend lässt sich festhalten, dass sich das Thema noch in der Anfangsphase befindet, in Zukunft aber noch viel mehr Aufmerksamkeit bekommen muss, um in der Stadtentwicklung angemessen positioniert zu werden.


Sollten Sie Interesse an den Präsentationsfolien von Herrn Dr. Claßen haben, so schreiben Sie uns gerne eine E-Mail unter info@innenstadt-nrw.de. Wir lassen Ihnen diese dann zukommen.