Weiterentwicklung organisatorischer Strukturen

 

Wann? 17. März 2021
Wo? online

Am 17.03.2021 fand der erste Erfahrungsaustausch des Jahres zum Thema „Weiterentwicklung organisatorischer Strukturen – strategische Stadtentwicklung als Querschnittsaufgabe“ statt. Der Transformationsprozess der Gesellschaft hin zur Digitalisierung, berührt auch die Institutionen der Verwaltung. So stellt sich die Frage, ob diese Strukturen den komplexen Herausforderungen weiterhin gerecht werden, oder ob und wie diese zukunftsgerecht weiterentwickelt werden sollen. Zudem stellt sich die Frage, wie das Spannungsfeld zwischen städtebaulich orientierter Stadtplanung und sozial orientierter Stadtentwicklung aufgelöst werden und Stadtentwicklung ressortübergreifend von der Verwaltung bearbeitet werden kann. Die Veranstaltung wurde von Christiane Marks und Jens Imorde, den beiden Geschäftsführern des Netzwerks Innenstadt NRW, moderiert.

Nach der Begrüßung durch Frau Marks führte Wolf-Christian Strauss vom Deutschen Institut für Urbanistik mit einem Impulsvortrag in das Thema ein. Zu Beginn betonte er den Vorbildcharakter, den NRW im Bereich der Programme für Integrierte Stadtentwicklung habe. Strauss stellte die Grundlagen der integrierten Stadtentwicklung dar, wie sie seit der Leipzig Charta 1990 angestrebt und im Jahr 2020 durch die „Neue Leipzig Charta“ noch einmal bekräftigt wird. Die integrierte Stadtentwicklung unterscheidet sich von der klassischen Stadtplanung, die städtebauliche Fragen in den Vordergrund stellt, durch den Einbezug der diversen Handlungsfelder, die das Leben in einer Stadt bestimmen. Strauss beschrieb die Ziele der Integrierten Stadtentwicklung (Ressourcenbündelung, Empowerment, Einrichtung neuer Management- u. Organisationsformen, Gebietsbezug), die theoretisch in Deutschland bereits verankert sind, praktisch aber nur begrenzt angewandt werden. Die Erfahrungen in den Kommunen zeigen, laut Strauss, großen Raum für Verbesserungen auf. Zentrale Herausforderungen sind mangelnde ressortübergreifende Zusammenarbeit, die flächendeckende Implementierung von Integrierten Stadtentwicklungs- und Handlungskonzepten und die noch zu starke Konzentrierung auf städtebauliche Maßnahmen. Auch in den Verwaltungsstrukturen liegen Probleme, die die Umsetzung von Integrierter Stadtentwicklung behindern.

Strauss präsentiert Beispiele aus dem deutschen und internationalen Raum, die Verwaltungsorganisation neustrukturieren, um integrierte Stadtentwicklung langfristig zu ermöglichen. Statt der klassischen hierarchischen Linienorganisation werden mittlerweile Alternativen erprobt. Aber auch innerhalb der bewährten Verwaltungsstrukturen lässt sich durch die Einführung von Querschnittsstellen ämterübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen. Beispiele sind die Stadt Ludwigsburg, die ein Querschnittsreferat Steuerungsunterstützung und Grundsatzthemen eingeführt hat, oder die Stadt Göttingen mit einem übergeordneten Referat für nachhaltige Stadtentwicklung. International präsentiert sich Kopenhagen als Vorbild, das eine Mischform von Linien- und Projektorganisation darstellt.

In der anschließenden Diskussion diskutierten Wolf-Christian Strauss und Michael Kreuzberg, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Brühl und Landrat im Rhein-Erft-Kreis, sowie Vertreter*innen der Mitgliedskommunen des NWIs über Erfahrungen und Herausforderungen bezüglich der Weiterentwicklung der Verwaltungsorganisation. Michael Kreuzberg berichtete von seinen Erfahrungen als Bürgermeister der Stadt Brühl bei der Durchsetzung von Stadtentwicklungskonzepten. Eine Verstetigung sei schwierig möglich und der Erfolg sehr personenabhängig. In einigen Kommunen des Netzwerk Innenstadt NRW werden eigenständig neue Ansätze zur Weiterentwicklung der Verwaltung erprobt. Vertreter*innen berichten von ihren Erfahrungen, die von Kreativität zeugen. Es wird ein großes Interesse an Instrumenten und Methoden der agilen Verwaltung geäußert, da dort noch Wissensdefizite bestünden. So teilte die Stadt Schwerte ihre Erfahrungen aus dem Prozess, durch den Aufbau eines Stadtmarketings auf innovative Weise Stadtentwicklungsprozesse voranzutreiben. Kommunen wie Soest oder Lünen setzen ebenso auf digitale Tools, innovative Organisationsformen, zum Beispiel auch Instrumente der agilen Verwaltung. Aus Erfahrungen der Kommunen Oberhausen und Lengerich wird deutlich, wie wichtig die frühe Einbindung der verschiedenen Ämter dabei ist.

Christiane Marks fasste die Ergebnisse des Erfahrungsaustausches zusammen und stellte die wichtigsten Aspekte bei der Weiterentwicklung der Verwaltungsorganisation heraus. Zum einen sollten neu eingeführte Organisationsinstrumente eine klare Rolle haben, ihre Einführung begründet und ihre Anbindung an bestehende Organe deutlich sein. Ebenso wurde betont, dass die Stammämter nicht übergangen, sondern besonders im Sinne einer nachhaltigen Implementierung gut einbezogen werden müssen. Zudem sollen sowohl Politik als auch Bürger*innen eingebunden sein und transparent kommuniziert werden, dafür sollten auch Innovative Tools eingesetzt werden. Es bedarf Mut zum Experiment und trotz der hilfreichen Orientierung gilt die Regel, dass es keine Blaupause für eine innovative Organisation der Stadtentwicklung geben kann. Diese muss erprobt und im Prozess gemeinsam (weiter-)entwickelt werden.

Die Kommunen sollen stärker über das Angebot an kollaborativen und agilen Kommunikationstechniken informiert werden. Dazu plant das Netzwerk Innenstadt bei Interesse eine Informationsveranstaltung. Zusätzlich gibt es vom Bundesamt für Bau, Stadt und Raum eine Veröffentlichung zu digitalen Tools unter: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2020/bbsr-online-10-2020.html


Sollten Sie Interesse an den Präsentationsfolien von Herrn Wolf-Christian Strauss haben, so schreiben Sie uns unter info@innenstadt-nrw.de gerne eine E-Mail. Wir werden Ihnen diese dann zukommen lassen.