Aus der Arbeitsgruppe wurde eine zweitägige Exkurs[ion]

Gleichwertige Lebensverhältnisse

 

Wann? 21. April 2021 & 25. Mai 2021 
Wo? online

Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen - Identifikation, Anbindung und Interaktion im ländlichen Raum

In zwei digitalen Exkurs(ionen) wurde im Frühjahr 2021 das Thema „Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen“ in den Blick genommen. Die erste Veranstaltung beschäftigte sich am 21. April 2021 dabei vor allem mit dem ländlichen Raum. In Bezug auf Identifikation, Anbindung und Interaktion wurde die Exkurs(ion) zunächst von einem wissenschaftlichen Input von Frau Dr. Anne Volkmann vom Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung eingeleitet, indem es um unterschiedliche Thesen zur Herstellung der Daseinsvorsorge, wie die Outcome-Orientierung oder das Soziale-Orte-Konzept, und den Umgang der Politik mit dieser Thematik ging.

In den drei sich anschließenden Inputs wurden konkrete Praxisbespiele vorgestellt. Dabei ging Andreas Falkowski vom Zukunftsnetz Mobilität NRW auf kommunale Mobilitätskonzepte ein. Hierbei wurde u.a. deutlich, dass sich Mobilitätskonzepte immer auf die Begebenheiten vor Ort anpassen müssen. Bedarfe potenzieller Nutzer*innen lassen sich nicht pauschalisieren. Hierfür entwickelte das Zukunftsnetz Mobilität NRW das Planspiel Mobiland, welches die Kommunen bei der Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes unterstützen soll.

Dass Identifikation und Interaktion im ländlichen Raum eine besondere Rolle einnehmen, wurde im Input von Hermann Lastring, 2. Vorsitzender der DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V., deutlich. Er stellte den Dorfladen „Mein Laden Welbergen“ und seine Entstehung vor. Nach der Schließung des damaligen Lebensmittelgeschäfts entschieden die Bürger*innen vor Ort, in Eigenverantwortung einen Dorfbegegnungsladen zu gründen. Neben der Sicherstellung der örtlichen Nahversorgung sollte auch ein Ort der Begegnung und des Miteinanders entstehen. Seit 2010 wird der Dorfbegegnungsladen von einer Genossenschaft betrieben.

Dass das Thema Digitalisierung insbesondere im ländlichen Raum Potenziale freisetzt, wurde durch den Input von Frau Manuela Günzel von der Stadt Detmold deutlich, die das Projekt Digitale Dörfer vorgestellt und von den Erfahrungen und den Chancen dieser Plattform berichtet hat. Die Plattform bündelt unterschiedliche Applikationen, z.B. eine Tauschbörse oder einen digitalen Informationskasten, die von interessierten Bürger*innen eigenständig bespielt werden können.  Hierzu werden den freiwilligen Akteure Schulungen angeboten.

In der anschließenden Diskussion kam insbesondere zum Tragen, dass es darauf ankommt, Akteur*innen zu mobilisieren, bestehende Potenziale auszunutzen, sich aber gleichzeitig auch auf neue Entwicklungen einzulassen und die Vorteile daraus auszuschöpfen.

 

Von gleichwertigen Lebensverhältnissen zu einer resilienten Stadt

In der zweiten Veranstaltung am 25. Mai 2021 lag der Fokus auf der Entwicklung von gleichwertigen Lebensverhältnissen zu einer resilienten Stadt. In einem einleitenden Input erläuterte Frau Luise Jäger vom Städtenetz Soziale Stadt Nordrhein-Westfalen u.a. die Bedeutung der Sozialraumorientierung in der Stadtentwicklung. Vorhandene soziale Netzwerke, Einrichtungen der sozialen Daseinsvorsorge vor Ort sind ein wichtiger und guter Multiplikator für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den Quartieren, an denen Programme der Städtebauförderung zwingend andocken müssen.  

In einem weiteren Input von Frau Sabine Kopka, Sprecherin Landesarbeitsgemeinschaft Mehrgenerationenhäuser in NRW und Leiterin des Mehrgenerationenhauses Hell-Ga in Düsseldorf, konnten die Teilnehmer*innen einen Einblick in Mehrgenerationenhäuser und die Mehrwerte dieser für die umliegenden Stadtteile erlangen. Basis der MGH-Konzepte ist der offene Treff, eine Art Café, als Türöffner für den intergenerationellen und interkulturellen Austausch.  Als Treffpunkt für Alle können interessierte Bürger*innen eigene Projektideen einbringen und durchführen.

Frau Claudia Möller von der Stadt Mannheim stellte das Projekt „Willkommene Perspektiven – Migrants4Cities“ vor, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Schwerpunkt „Nachhaltige Transformation urbaner Räume“ gefördert wird.  Hochqualifizierte Migrant*innen erarbeiten seit 2016 gemeinsam mit weiteren Stadtakteur*innen Ideen für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Vor allem die internationalen Erfahrungen der Zielgruppe sollen für einen Perspektivwechsel in der Stadtentwicklung sorgen. Migrants4Cities basiert auf der Methode Urban Design Thinking. Hierbei wird ein direkter Raumbezug hergestellt. In Workshops werden Ideen entwickelt, die als Prototypen direkt vor Ort getestet werden.

Die unterschiedlichen Projekte und Exkurse haben insbesondere verdeutlicht, dass:

  • gleichwertige Lebensverhältnisse einer subjektiven Empfindung unterliegen. Angebote, z.B. der sozialen Daseinsvorsorge, müssen an die Bedingungen und Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Inwieweit z.B. Projekte von bürgerschaftlichem Engagement getragen oder in kommunaler Verantwortung liegen sollten, ist ortsspezifisch.
  • Zur Schaffung bedarfsgerechter Angebote, die Stadtverwaltung mit den Akteur*innen vor Ort zusammenarbeiten muss. So können vorhandene Strukturen vor Ort kennengelernt, Bedarfe erkannt und nachhaltige Ideen gemeinsam entwickelt werden.  
  • Angebote, welche die Teilhabechancen der Bewohner*innen vor Ort stärken, die Identifikation und Eigenverantwortung der Bewohner*innen vor Ort fördern. Das Interesse, an Stadtentwicklungsprozessen aktiv teilzunehmen, kann somit geweckt werden.
  • Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse als Querschnittsaufgabe zu verstehen ist. Um resiliente Strukturen zu entwickeln, braucht es eine integrierte Betrachtung unterschiedlicher Ressorts. 

Sollten Sie Interesse an den Präsentationsfolien der unterschiedlichen Inputs haben, so teilen Sie uns unter info@innenstadt-nrw.de mit, an welchen Folien Sie interessiert sind. Wir werden Ihnen diese dann zukommen lassen.