„Stadtmarketing & Co. im Zusammenspiel“

Am 31. Januar 2023 als digitales Format per Videokonferenz.

Das Innenstadt-Gespräch aus der Themenreihe „Vernetzte Innenstadtentwicklung: Rollen & Strukturen" am 31.01.2023 behandelte das Thema „Stadtmarketing & Co. im Zusammenspiel“. Die Moderation übernahm Frau Christiane Marks als Geschäftsführerin des Netzwerk Innenstadt NRW. Nach Begrüßung der rund 65 Zuhörer*innen gab Frau Marks anhand eines Schaubilds eine kurze Einleitung in die Strukturen einer kooperativen Stadtentwicklung und gab eine Übersicht kommunaler sowie zivilgesellschaftlicher und privatwirtschaftlicher Akteur*innen. Anschließend folgten drei Vorträge ausgewählter Referent*innen aus dem Stadtmarketing und der Verwaltungsspitze zweier Kommen, die aus ihren höchst unterschiedlichen Erfahrungsschätzen berichteten:

Bernadette Spinnen | Leiterin Münster Marketing; Vorsitzende der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (BCSD)
 
Michael Beckmann | Bürgermeister der Stadt Winterberg. 
 
Dirk Haarmann | Bürgermeister der Stadt Voerde

Frau Spinnen leitete Ihren Vortrag mit einer kurzen Vorstellung des BCSD ein, der alle Akteure fördert und unterstützt, die im City- und Stadtmarketing arbeiten und sich mit den Einwohner*innen für eine vitale und funktionierende Innenstadt einsetzen.

Warum gibt es eigentlich Stadtmarketing? Als neue Leistung der Städte soll das Stadtmarketing eine Antwort auf die aktuellen und zukünftigen Problemfragen der Städte bieten. Im Wettbewerb der Städte wird dadurch versucht, die eigene Position zu stärken. Wachsende Anforderungen an die Aufenthalts- und Angebotsqualität in den Innenstädten, sowie begrenzte hoheitliche Möglichkeiten der Städte stellen konstante Herausforderungen dar, die es zu bewältigen gilt. Auch das sogenannte „Silo-Denken“ führt zuweilen zu Hemmnissen in der Zusammenarbeit der Akteur*innen.

Das Stadtmarketing unterstützt in seiner Rolle eine stetige Zusammenarbeit zwischen städtischen und privaten Akteuren, die auf Augenhöhe miteinander kommunizieren können. All das kann jedoch nur mithilfe einer städtischen Legitimation funktionieren, da privatgetriebene Modelle allzu oft scheiterten.

Die Vielzahl der Akteure und ihre unterschiedlichen Interessen, die veränderten Anforderungen und Wünsche, all das fließt im Stadtmarketing zusammen und wir dort „geordnet“. Als wesentliche Erfolgsfaktoren dafür nennt Frau Spinnen vor allem eine räumliche Nähe zu den Akteur*innen, sowie Koordination, eine passende Strategie und zeitgemäße Kommunikation. Laut Frau Spinnen brauche Stadtmarketing zur Entfaltung seiner Fähigkeiten vor allem eine öffentliche Wahrnehmung, Vertrauen, Professionalität sowie finanzielle und personelle Ressourcen.

Der nächste Input von Herrn Michael Beckmann, ehemaliger Leiter des Stadtmarketings und nun Bürgermeister von Winterberg, bezog sich zunächst auf die Stärken einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit der Stadt Winterberg mit dem Stadtmarketingverein. Problematisch sei das bereits oben angesprochene „Silo-Denken“. Zur erfolgreichen Bewältigung der Aufgaben wurde in Winterberg ein „Stammtisch“ gegründet, der unterschiedliche Akteure zusammenbringt und auf einen Konsens zuarbeitet. Vor allem während der COVID-19-Pandemie hat sich das Quartiersmanagement als sehr hilfreich erwiesen, auch das Stadtmarketing gilt bereits als Erfolgsmodell in der Stadt Winterberg.

Als Co-Referenten unterstützte ihn Herr Timo Sommer, Kaufmännischer Leiter einer Winterberger Webagentur und engagiert in den lokalen Strukturen. Er betonte nochmal die Wichtigkeit erfolgreicher Kommunikation, welche das Zusammenspiel von privaten Akteur*innen und der Stadt fördert. Ein „digitaler Stammtisch“ erweist sich dabei als hilfreich. Auch beim Thema Smart City sorgten bunte Runden jeglicher Akteurskonstellationen für eine Sicherung der Attraktivität Winterbergs.

Im dritten Vortrag bot Herr Dirk Haarmann, Bürgermeister der Stadt Voerde, tiefe Einblicke in die zahlreichen Aktivitäten des Stadtmarketings der Stadt Voerde und die damit verbundenen Chancen und Hürden. Die Arbeit beschrieb er als stetigen Prozess, mit „einer Menge Aufholbedarf“. Die Lage der Stadt am Rande des Ruhrgebiets, mehreren Fabrikschließungen, dem spürbaren Strukturwandel und einer räumlichen Fragmentierung des Stadtgebiets in vier Ortsteile stellten schwierige Ausgangssituationen für Voerde dar. Daher ist die Arbeit des Stadtmarketings umso wichtiger.

Nach einer Reihe innerer Konflikte brauchte es einen Anstoß durch die Politik zur Reformierung des Stadtmarketings, was zu Veränderungsprozessen geführt hat. Als Ziel wurde die Ausarbeitung eines Projekts pro Jahr festgelegt, unter anderem damit das ehrenamtliche Engagement, welchem eine große Rolle zukommt, nicht überbeansprucht wird. Laut Herrn Haarmann würde sich eine ideale Zusammensetzung durch Werbegemeinschaften, Sparkassen und privaten Akteur*innen gestalten. Die Finanzierung sollte zudem nicht allein durch private Akteur*innen gestemmt werden.

Auf die Beiträge der Referent*innen folgte eine lebhafte Diskussion mit den Teilnehmer*innen. Diese skizzierten teils ähnliche Erfahrungen, oftmals sei die Arbeit im Stadtmarketing mit diversen Hürden verbunden. Deshalb sei laut Frau Spinnen stetiges Engagement, vor allem durch Einzelpersonen, besonders wichtig für einen langfristigen Erfolg. Das Stadtmarketing solle sich als „Dach“ anbieten und den Interessierten möglichst viele Vorteile bieten.

Ein Zuhörer gab dem Publikum mit auf dem Weg, dass das wichtigste eine „klare Linie mit Überzeugungskraft“ ist.

Frau Marks beendete die erkenntnisreiche Veranstaltung mit der Aufforderung an die Referent*innen, ein abschließendes Statement abzugeben.

Herr Beckmann: „Man muss die richtigen Menschen an der richtigen Stelle haben, die müssen mit Herzblut an die Sache rangehen“.

Herr Haarmann: „Es müssen die richtigen Menschen sein, der Politik muss bewusst sein, dass das auch immer was kostet. Politik darf keine Angst haben, dass andere sich einmischen“.

Frau Spinnen: „Denkt mal drüber nach, ob das [Stadtmarketing] nicht eine Pflichtleistung ist, angesichts der Probleme, die wir in Städten haben.“